Aus der Geschichte
Bis zum Eindringen der Römer nach Christi Geburt war diese Gegend fast verödet. Ausgrabungen haben ergeben, dass es die Römer waren, die auch auf der Neidensteiner Gemarkung feste Gebäude errichtet haben. Nachdem sie im 3. und 4. Jahrhundert verdrängt wurden, kamen die Franken, durch die die bäuerliche Besiedlung erfolgte. Die großen Waldungen waren allesamt königlicher Besitz; so erhielt im Jahre 1385 Eberhard von Venningen die Burg und große Gebietsteile als Reichslehen. Der Ausbau der ehemaligen "Sperrveste" zur Wehrburg, wie sie heute noch zu sehen ist, erfolgte im 13. Jahrhundert. Der ehemals reichsunmittelbare alte Wehrbau wird 1319 als Reichslehen des Rittergeschlechts von Venningen erstmals erwähnt. Aus Urkunden geht hervor, dass in dieser Zeit am Hang unterhalb der Burg das Dorf Neidenstein entstand. Neidenstein war schon im 13. Jahrhundert eine der ältesten Stammbesitzungen der Familie von Venningen. Als solche bildete es einen Bestandteil des Ritterkantons Kraichgau. 1806 wurde es badisch. Bis 1901 führte Neidenstein den lateinischen Großbuchstaben N mit einer Krone im Wappen. Bei der Wappenneuordnung im gleichen Jahr wurden vom Gemeinderat das heutige Wappen "In Silber drei verschränkte rote Lilienstäbe, der mittlere gestürzt" angenommen.
Da sich eine genaue Jahreszahl nicht feststellen lässt, nimmt man für den Bau der evangelischen Kirche in Neidenstein die Zeit um 1700 an, zumal des barocke Langhaus auf eine Entstehung um diese Zeit hinweist. Der Kirchturm, ebenfalls im barocken Stil, entstand 1770. Am 15. Dezember 1976 konnte die innen und außen vollkommen renovierte Kirche, die auch zahlreiche Epitaphen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert beherbergt, eingeweiht werden.
Das Rathaus der Gemeinde wurde im Jahre 1773 erbaut und zuletzt 1991 umfassend renoviert und umgebaut. Die katholische Kirche entstand 1880 vor den Renaissancehäusern. Die Gemarkung Neidenstein umfasst 648 ha. Davon sind 200 ha Waldfläche, der Rest teilt sich in Ackergelände, Wiesen und öffentlichen Flächen. Neidenstein ist mit rund 1.800 Einwohnern die drittkleinste selbständige Gemeinde des Rhein-Neckar-Kreises. Trotzdem kann die Gemeinde einige Einrichtungen wie z.B. die öffentliche Bücherei, die von Venningen Halle (Mehrzweckhalle), das Heimatmuseum, Kinderspielplätze, Wanderwege, Lehrpfade sowie Sportanlagen und Tennisplätze anbieten.
In der einstigen Bauernsiedlung Neidenstein konnten im Laufe der Zeit Handel und Gewerbe immer mehr Fuß fassen, so dass der Ort heute unter den Ortschaften gleicher Größenordnung durch die Industrieansiedlung und die Landwirtschaft strukturell eine in sich nahezu ausgeglichene Gemeinde ist. Der Ort hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem blühenden Gemeinwesen entwickelt. Das kulturelle Leben der Gemeinde wird von den Aktivitäten und Veranstaltungen der zahlreichen Ortsvereine getragen. Besonders hervorzuheben ist das seit 1994 in 2-jährigem Rhythmus stattfindende Altortfest unter Beteiligung nahezu aller Ortsvereine mit Brillantfeuerwerk und Burgbeleuchtung, das den malerischen Altortbereich mit seinen zahlreichen Fachwerkbauten zum Mittelpunkt hat.
Seit dem 24. Oktober 1976 verbindet die Gemeinde Neidenstein eine herzliche Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Vaucouleurs im Department Meuse. Vaucouleurs, das auf eine sehr reichhaltige Geschichte zurückblicken kann, war Ausgangspunkt der Unternehmung der Jungfrau von Orleans (Jeanne d' Arc), weshalb Vaucouleurs auch "das Tor zu Frankreich" genannt wird. Von hier, nämlich am 23.02.1429, erhielt Jeanne d' Arc vom königstreuen Champagen-Grafen Baudricourt Schwert, Rüstung und Auftrag, den schon 100 Jahre zählenden Krieg gegen die Engländer zu beenden. Das gelang ihr auch tatsächlich; sie wurde jedoch mit 19 Jahren in Rouen wegen Hexerei und Ketzerei öffentlich verbrannt. Im 19. Jahrhundert wurde sie zur französischen Nationalheldin erkoren und 1920 von der katholischen Kirche heilig gesprochen.
Aber nicht nur Geschichte ist in Vaucouleurs interessant. Die Stadt zählt heute 2.400 Einwohner, ist Kantonshauptstadt im Departement Meuse und weist sehr regen Handel auf. Ganz besonders reizen den Touristen - oder jetzt uns Neidensteiner - die berühmte französische Küche mit regionalen Spezialitäten aus Fisch und Käse. Vaucouleurs hat in etwa die Struktur Neidensteins. Die Bevölkerung, nicht ganz städtisch, aber auch nicht ganz landwirtschaftlich orientiert, zeigt sich immer von der freundlich-angenehmen Seite. Im Moment sind gerade wieder einige Vereine dabei Kontakte zu erneuern. Die seit langem bestehenden privaten Freundschaften machen die Partnerschaft zu einem festen Bestandteil des Gemeindelebens.
Im Jahre 1789 lebten unter 353 christlichen Einwohnern 179 Juden, 1802 war das Verhältnis 454 zu 210. Die Juden besaßen eine Synagoge und eine eigene Schule bis zur Einführung des simultanen Unterrichts im Jahre 1876.
Eingebettet zwischen dem "Kraichgauer Hügelland" und dem "kleinen Odenwald" bietet Neidenstein durch gute Verkehrsverbindungen hervorragende Ausflugsmöglichkeiten. So erreicht man in wenigen Minuten die BAB-Anschlussstelle Heilbronn-Mannheim oder man fährt über Landstraßen in das nahe gelegene Mosbach, Sinsheim oder Heidelberg. Unser Bahnanschluss bietet für Pendler und Schüler viele Möglichkeiten.
Ein sehr gut ausgebautes Rad- und Wanderwegnetz führt den Naturinteressierten durch den Naturpark Neckartal-Odenwald entlang des Schwazbaches. In Neidenstein gibt es einen interessanten Obstbaumlehrpfad.
Die ortsansässige Gastronomie bietet von gut bürgerlicher Küche bis hin zur exklusiven Spezialitätenküche für jeden etwas. Herrlich sind auch die Gassen im Altortbereich mit ihren Fachwerkbauten, den Renaissancehäusern und der Barockkirche oder die Herrschaftshäuser am Fuße der Burg, die heute als Heimatmuseum genutzt werden und regelmäßig viele Besucher aus nah und fern zum traditionellen Altortfest mit Burgbeleuchtung anlocken.